In der Prävention wird zwischen universeller, selektiver und indizierter Prävention unterschieden. Universelle Prävention will eine breite Bevölkerungsschicht erreichen (z. B. mit Plakatkampagnen). Selektive Prävention richtet sich gezielt an Menschen mit erhöhtem Risiko (jedoch ohne Krankheitsanzeichen). Indizierte Prävention schliesslich bezieht sich auf Menschen mit Symptomen bzw. Anzeichen von problematischem Verhalten.
In der universellen Prävention von Essstörungen im schulischen Kontext wird ein allgemeiner Ansatz empfohlen, der sich an Ressourcen orientiert und die Lebenskompetenzen fördert. Dazu gehören unter anderen die Wahrnehmung eigener Gefühle und Bedürfnisse, die Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls innerhalb der Peer Gruppe, die Förderung der Kompetenzen zur Konflikt- und Stressbewältigung sowie zur Kommunikationsfähigkeit, die Förderung von Entscheidungsfindung, der Aufbau und die Entwicklung von Selbstsicherheit sowie Selbstvertrauen und Empathie (Toman 2014). Es sollen keine Krankheitsbilder zu Essstörungen vermittelt, sondern ganzheitliche Fragen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen aufgegriffen (Buddeberg-Fischer 2000) und gezielt Schutzfaktoren aktiviert werden.
Die selektive Prävention richtet sich an Teilgruppen von Kindern und Jugendlichen, bei denen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Essstörung angenommen wird. Dies gilt zum Beispiel für 11- bis 13-jährige junge Frauen, rauchende Jugendliche, Jugendliche mit psychischen Störungen oder aus benachteiligten gesellschaftlichen Milieus, Jugendliche, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind, übergewichtige Jugendliche, Jugendliche mit chronischen Krankheiten, Ballett- und Tanzschülerinnen und -schüler sowie talentierte Sportlerinnen und Sportler. Hier geht es darum, ein Problembewusstsein zu schaffen und durch Sensibilisierung, Enttabuisierung sowie Ressourcenstärkung einer Essstörung vorzubeugen (Berger 2011).
Für die Umsetzung von Massnahmen im Bereich der universellen und selektiven Prävention werden die Schulen von verschiedenen Fachstellen unterstützt. Sie bieten Weiterbildungen, Workshops, Informations- und Unterrichtsmaterialien an, die Schulen unterstützen, Bewegung und Ernährung in Unterricht und Schule zu thematisieren.
Die indizierte Prävention schliesslich richtet sich an Menschen, die entsprechende Symptome bzw. Anzeichen eines problematischen Essverhaltens zeigen. Die Früherkennung und Frühintervention gehört zu den Aufgaben der Schule, die eigentliche Bearbeitung der Problematik in den Aufgabenbereich von entsprechenden Fachstellen respektive Fachpersonen.