Jede Lehrperson hat die Möglichkeit, ihre persönlichen Verhaltensmuster und Einstellungen zu verändern und jede Schule kann sich dafür entscheiden, ihre jeweiligen Arbeitsbedingungen oder Verhältnisse im Hinblick auf Stressabbau und Umgang mit unvermeidlichen Belastungen zu optimieren.
Um auf Stress wirksam zu reagieren, ist eine Form von Analyse sinnvoll. Erst wenn wir uns darüber im Klaren sind, welche Ursachen zu Stress führen, können wir eine angemessene Reaktion oder Strategie anwenden. Dies gilt sowohl für akute Stresserlebnisse wie für dauerhafte Belastungssituationen, für die persönliche Stressbewältigung wie für Massnahmen auf der organisationalen Ebene.
Patentrezepte gegen Stress gibt es keine. Jede Stresssituation erfordert eine spezifische Reaktion von Einzelperson und/ oder Organisation zur Bewältigung. Je breiter das Repertoire an individuellen Verhaltensweisen, organisatorischen Massnahmen und Unterstützungsmöglichkeiten ist, desto kleiner sind die Risiken von Krankheit, Erschöpfung, Konflikten, Arbeitsausfall oder Fluktuation, desto tiefer entsprechende Folgekosten.
Die folgenden Fragen ermöglichen eine kurze persönliche Standortbestimmung.
Wie erkenne ich meine persönlichen Stressoren?
Stress kann aus einer bestimmten Unterrichts- oder Teamsituation heraus entstehen, zwar unangenehm aber vorübergehend sein. Dazu zählen viele Konflikte oder disziplinarische Massnahmen, unvorhergesehene Zwischenfälle wie eine organisatorische Fehlplanung, der Ausfall des Kopierers oder die aufgeregte und kaum zu bändigende Klasse vor dem ersten Schneefall. Auch die nicht enden wollende Diskussion im Team über ein nebensächliches Thema, der Ärger über eine unangenehme Klassenzuteilung oder die Moderation des Informationsanlasses zur Berufswahl für alle Eltern der 2. Oberstufenklasse gehören dazu.
Stressquellen und Stressreaktionen analysieren und innere und äussere Stressoren unterscheiden
Mit welcher Strategie wir solchen Situationen begegnen ist abhängig davon, ob es sich um innere Stressoren (Gedanken, Gefühle usw.) oder äussere Stressoren (Organisation, Rahmenbedingungen usw.) handelt. Es ist deshalb sinnvoll, von Zeit zu Zeit – spätestens dann, wenn gehäuft Stresserleben oder sogar Symptome von Stressfolgen auftreten – eine Analyse im Hinblick auf Stressquellen und unsere individuellen Reaktionsmuster vorzunehmen:
1. Welche Situationen und Ereignisse haben Stress verursacht?
2. Wie stark war mein Stressempfinden? Wie hoch der Stresslevel?
3. Was hat mich tatsächlich gestresst? Waren es innere oder äussere Stressoren?
4. Wie können die Situationen entspannt werden? Was kann ich tun?
Rahmenbedingungen verändern und Selbstorganisation verbessern
Äussere Stressoren können durch Veränderungen der Schul- und Unterrichtsorganisation, verbesserte Selbstorganisation oder Anpassungen bei Räumen und Infrastruktur vermieden oder reduziert werden. Die Beeinflussung innerer Stressoren dagegen setzt Veränderungen unserer Wahrnehmung und Bewertung von Situationen und Personen, die Überprüfung unserer Einstellungen und Werte, der Ansprüche an uns und andere voraus, was sich schliesslich auch auf unser Verhalten auswirkt.
Ansprüche überprüfen
Es liegt auf der Hand, dass hier kurzfristig wirksame Stressbewältigungs-Methoden oft nicht mehr genügen. Einstellungen und Verhaltensmuster haben sich über eine lange Zeit entwickelt und gefestigt, nicht zuletzt, weil sie uns in vielen Situationen geholfen haben, berufliche und private Herausforderungen zu bewältigen. Eine vertiefte Analyse unserer individuellen Verhaltensmuster und der Art, wie wir die berufliche Arbeit wahrnehmen und bewerten, ermöglicht das Testinstrument AVEM (Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster).