Verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten wie Musik, Bewegung, Malen, Schreiben, Geschichten und/oder Verse vermögen auf einer anderen Handlungsebene als Worte den Trauer-Prozess zu unterstützen. Gefühle sind oft dichter mit Handlungen verknüpft als mit dem gesprochenen Wort. Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, fällt zudem leichter, wenn eine Handlung damit verbunden ist. Worte gegenüber Kindern sollen vor allem der sachlichen Information dienen.
Unserer Gesellschaft fehlen immer häufiger (be-)greifbare Trauer-Rituale, die Halt sowie Orientierung geben und einer Trauergemeinschaft dadurch einen tieferen Sinn verleihen. Gerade aber für Kinder und Jugendliche haben Rituale eine besonders wichtige und heilsame Bedeutung. Oft kann beobachtet werden, wie Kinder eigene Verhaltensweisen entwickeln, die ihnen guttun. Sie beginnen, Erinnerungen an die verstorbene Person auszutauschen oder zu zeichnen, sie haben die Idee, einen Abschiedsbrief an die verstorbene Person zu schreiben, sie sammeln im Freien Natur-Kostbarkeiten oder Blumen, die sie an einen Erinnerungsplatz legen, sie schauen sich Fotos von gemeinsamen Unternehmungen mit der verstorbenen Person an oder wollen immer wieder ein bestimmtes Lied singen, das sie mit der verstorbenen Person in Verbindung bringen.
Ein Ort zum Andenken an den verstorbenen Menschen zu gestalten, ist vielen Kindern und Jugendlichen ein grosses Bedürfnis. Das kann zum Beispiel im Gebäude sein, wo sich die Gruppe Kinder oder Jugendliche jeweils aufhält. Erwachsene befürchten manchmal, dass es dort zu allzu heftigen Gefühlsausbrüchen kommen könnte. Aber auch da gilt: Gefühle zu zulassen und auszudrücken ist hilfreicher, als sie zu vermeiden oder zu verdrängen. Es ist empfehlenswert, wenn eine erwachsene Person immer wieder ein diskretes, aber wachsames Auge auf die Stelle wirft. Reagiert ein vereinzeltes Kind oder eine Gruppe Jugendlicher besonders heftig, soll mit ihnen das Gespräch in einem geschützten Raum gesucht und allenfalls auch eine erfahrene Fachperson beigezogen werden.
Oft sind es die Kinder selbst, die die Anregung zum Auflösen oder Abräumen eines Erinnerungsplatzes signalisieren; das kann bereits nach der Beerdigung sein, aber auch erst einige Wochen später.
Umgang mit Tränen
Kinder gehen meist sehr viel natürlicher mit Tränen um als wir Erwachsene. Weinen gehört wie Lachen zu den grundlegendsten menschlichen Ausdrucksformen. Sie helfen uns, angestaute Gefühle loszulassen und dem Kummer einen sichtbaren Ausdruck zu geben.
So löst sich die innere Spannung und verleiht hinterher meist Erleichterung. Trotzdem lernen vor allem Knaben nach wie vor, dass Tränen als Zeichen von Schwäche gelten. Immer wieder begegnen uns Erwachsene, die bewundernd feststellen, wie tapfer und gefasst ein Mensch sich bei einem tragischen Verlust oder Schmerz verhalten habe. Keine Person – ob Kind oder erwachsene Person – sollte vom Weinen abgehalten, abgelenkt oder darüber hinweggetröstet werden. Wenn Kinder ständig das Weinen und damit ihre Gefühle unterdrücken, so befinden sie sich in einem andauernden Spannungszustand, der zu psychosomatischen Reaktionen oder allgemein zu körperlichem Unwohlsein führen kann. Gelingt es uns als Erwachsene, die Haltung zu vermitteln, dass Tränen wichtig und unterstützend sind, sogar heilend wirken können, so erleichtern wir vielen Kindern den Umgang damit. Ob jemand laut oder leise, heftig oder zaghaft, kurz oder lang, sichtbar oder unsichtbar weint, darf keinesfalls gewertet werden! Als erwachsene Person können Sie den Kindern und Jugendlichen auch vermitteln, dass Tränen den Heilungsprozess unterstützen und sogar eine schmerzlösende Wirkung haben und sie deshalb nicht vermieden werden sollen.