- Schule als Gemeinschaft erlebbar machen.
- Vertrauensperson für jede Schülerin und jeden Schüler
- Mobbingfreie Schule
- Respektvoller Umgang aller
- Offenheit kontra «Code des Schweigens»
Nach dem Modell von Gordon (1983) wird Prävention grundsätzlich in drei Ebenen unterteilt:
- Universelle Prävention
richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler einer Schule und beinhaltet zunächst einmal die Schaffung und Förderung eines vertrauensvollen und zuverlässigen Schulsystems, in dem sich die Schülerinnen und Schüler aufgehoben fühlen.
- Selektive Prävention
richtet sich an die Schülerinnen und Schüler, die in der Regel unauffällig sind, aber doch durch einige Verhaltensprobleme auffallen und bei denen die Wahrscheinlichkeit für eine negative Entwicklung erhöht ist.
- Indizierte Prävention
richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit ernsten problematischen Verhaltensweisen, bei denen ein manifestes Risikoverhalten respektive ein Problem (z.B. Gewaltverhalten) diagnostiziert wurde.
Schulhauskultur
Im Bestreben, zielgerichtete Gewalt an Schulen zu vermeiden, darf eines nicht vergessen werden: Eine gut funktionierende Schule basiert auf einer guten Schulhauskultur. Diese macht sich in allen Bereichen der Schule – und nicht nur in Bezug auf Gewalt – bemerkbar.
Schule als Gemeinschaft erlebbar
Wenn Schulen gastfreundlich, einladend und sicher gestaltet sind, kann Gewalt eher ferngehalten werden. Langfristige gute Leistungsfähigkeit baut auf stabiler psychischer Befindlichkeit der Schülerinnen und Schüler. Wohlbefinden und psychische Gesundheit aller Beteiligten an der Schule werden aktiv gefördert. Für das Wohlbefinden in einer Schule wichtig sind positiv besetzte persönliche Beziehungen zwischen allen Beteiligten.
Vertrauensperson für jede/n Schüler/in
Die Beziehung zur Klassenlehrperson resp. einer Vertrauenslehrperson ist besonders wichtig. In der Schweiz ist das Klassenlehrersystem noch weit verbreitet; es soll weiter gepflegt werden, auch wenn gewisse pädagogische Strömungen das Fachlehrersystem (zu) stark betonen. Im Bestreben, die einzelnen Schulfächer auf möglichst hohem fachlichem Niveau anbieten zu können, rückt die Bedeutung des persönlichen Bezugs einer Klassenlehrperson zur einzelnen Schülerin und zum einzelnen Schüler oft in den Hintergrund. Die Klassenlehrperson sollte jedes Semester mit jedem Schüler und jeder Schülerin mindestens ein zwangloses persönliches Gespräch führen, um sich ein Bild über die Befindlichkeit machen zu können. Ziel sollte es sein, dass Veränderungen im Leben eines Schülers, einer Schülerin in einem persönlichen Gespräch zum Vorschein kommen können. Es braucht ein «Gespür» für Schülerinnen und Schüler, denen es nicht gut geht und die vielleicht einer Hilfestellung bedürfen. Wenn es einer Klassenlehrperson unmöglich ist, den nötigen Kontakt zu pflegen, sollte eine andere Lehrperson diese Aufgabe übernehmen.
Mobbingfreie Schule
Ein ernst zu nehmendes Thema ist Mobbing, das von Schulen unbedingt anzugehen ist. Häufig stellt sich nämlich heraus, dass (potenzielle) Täter schulisch gar nicht besonders auffällig waren, aber jahrelang gemobbt wurden, ohne dass die Lehrpersonen dies bemerkten. Erst sehr spät oder gar zu spät wurde sichtbar, was sich da über längere Zeit anbahnte. Die Erwachsenen im Umfeld der Schule sind also aufgerufen, Mobbingsituationen aktiv anzugehen und nachhaltig zu beheben. Es geht darum, solche Situationen richtig einzuschätzen, weder zu überreagieren noch zu untertreiben. Konsequentes, ruhiges Handeln hilft mehr. Gefasste Erwachsene sind eine bessere Stütze für Schülerinnen und Schüler in krisenhaften Situationen.
Respektvoller Umgang aller
«Gute» Schulen legen Wert auf einen guten, respektvollen Umgang zwischen Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern und den weiteren Erwachsenen im Umfeld der Schule. Eltern werden regelmässig darüber informiert, was in der Schule für die Entwicklung der Kinder getan wird und wie sie selbst diese unterstützen helfen.
Niemand darf bevorzugt oder herabgewürdigt werden, sonst kann es geschehen, dass Verdachtsmomente und Warnsignale nicht ernst genommen werden, nur weil sich eine Gewalttat durch ein Kind einer bestimmten Familie schlicht nicht vorstellen lässt.
Offenheit kontra «Code des Schweigens»
In einem Klima der Offenheit kann erwartet werden, dass sich Schülerinnen und Schüler an die Erwachsenen wenden, wenn ihnen ein bestimmter Schulkamerad in besonderer Art auffällt. Zuerst einmal neigen Schülerinnen und Schüler dazu, nicht «zu petzen». Sich an einen Erwachsenen zu wenden hat zuerst einmal den Anstrich von «Verrat». In einer vertrauensvollen Umgebung fällt es Kindern und Jugendlichen leichter, den selbst auferlegten «Code des Schweigens» zu durchbrechen und Erwachsene zu informieren oder diese gar um Unterstützung anzugehen. Gleiches gilt für Mobbing. Schülerinnen und Schüler müssen ermutigt werden, sich Erwachsenen anzuvertrauen, wenn sie gemobbt werden oder wenn sie entsprechende Beobachtungen machen. Dazu braucht es Erwachsene, die Schülerinnen und Schüler ernst nehmen, auf das Mitgeteilte angemessen reagieren und gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass Schülerinnen und Schüler, die über gefährliches Verhalten anderer berichten, geschützt sind und bleiben.
Strukturelle Massnahmen der Prävention
Verschiedene Aspekte und Massnahmen auf struktureller Ebene erhöhen die Schulsicherheit weiter.
- Lehrplan / Curriculum
- Vorbereitung auf Bedrohungslage
- Weiterbildung für Lehrpersonen
- Konzepte und Regelwerke (Krisenkonzept)
- Verbindliche Schulhausregeln
- Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrpersonen
- Unterstützungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler
- Zusammenarbeit mit Behörden und Eltern