Wichtige Aspekte:
Grundsätzlich
- Young Carers sind Kinder und Jugendliche, welche durch alltägliche Arbeit jemanden aus ihrem nahen Umfeld regelmässig unterstützen oder betreuen
- Schätzungsweise sind ca. 8% der Kinder zwischen 8 – 15 Jahren Young Carers
- Dabei übernehmen sie die Verantwortung
- An erster Stelle für die Unterstützung von Grosseltern
- An zweiter Stelle für die Unterstützung eines Elternteils
- An dritter Stelle für Geschwister oder Personen ausserhalb der Familie
- Young Carers leisten viel:
- Kochen, Hausarbeit, Einkaufen
- Jüngere Geschwister zur Schule bringen bzw. abholen
- Betreuung von Geschwistern (Hausaufgaben, ins Bett bringen)
- Verabreichen von Medikamenten
- Helfen beim Anziehen oder Aufstehen - beim Gehen stützen
- Übersetzen bei Gesprächen (Schule, Arzt…)
- Die Schule oder die Ausbildung zu meistern und gleichzeitig die oft zeitintensive Verantwortung zu tragen, kann für Betroffene eine grosse Herausforderung sein
- Aber nicht bei allen Betroffenen wird ein Leidensdruck festgestellt
- Young Carers erzählen im Alltag oft nicht, was sie alles leisten
- Die Gründe für ihr Schweigen sind verschieden und individuell
- Je nach Herkunft der Betroffenen wollen auch die durch sie betreuten Erwachsenen aus Angst vor Behörden nicht, dass darüber gesprochen wird
- Ein gesundheitliches Risiko besteht aber dann, wenn auf Grund der fehlenden Freizeit Erholungsmöglichkeiten und soziale Kontakte zu kurz kommen
- Es ist unumstritten, dass es wichtig ist, Young Carers möglichst früh zu erkennen
Quellen:
- Forschungsergebnisse aus dem Förderprogramm «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige 2017 – 2020» des Bundes
- Ratgeber «Young Carers, Erkennen und unterstützen» von Agnes Leu, Hannah Wepf u.a.
In der Schule und in der Berufslehre können Young Carers mit folgenden Kernschwierigkeiten erkannt werden
- Absenzen (regelmässig oder sporadisch)
- Zuspätkommen (ständig oder gelegentlich)
- Müdigkeit
- Schwierigkeiten an ausserschulischen Aktivitäten teilzunehmen
- Eingeschränkte soziale Kontakte
- Mobbing (eher als Opfer, denn als Täter / Täterin)
- Mühe bei den Hausaufgaben
- Grössere Schwankungen bei den schulischen Leistungen
- Ängste und Sorgen um die pflegebedürftige Person
- Zukunftsängste
- Auffälliges Verhalten bei Überforderungen
- Grosse Hilfsbereitschaft, kümmert sich immer um alle
Es gibt allenfalls positive Aspekte der Young-Carer-Rolle:
- Stärkung der persönlichen Reife
- Entwicklung des Verantwortungssinnes
- Kompetenzerweiterung der sozialen- und praktischen Fähigkeiten
- Vertiefung der Beziehung zu den betreuten Personen
Negativ Aspekte / Herausforderungen der Young-Carer-Rolle
- Psychische und physische Belastung
- Einschränkung der sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen
- Beeinträchtigung der persönlichen Entwicklung
- Zurückstecken der Eigeninteressen oder eigenen Bedürfnisse
- Überforderung bei schulische Anforderungen
Beachten
- Werden Young Carers, welche negative Aspekte in ihrer Rolle erleben, nicht unterstützt, kann dies schwerwiegende Folgen für ihre eigene Zukunft haben
- Nebst der Gefährdung der eigenen Ausbildung und somit der weniger guten Berufsmöglichkeiten werden auch Depression genannt.
(Quelle: Ratgeber «Young Carers, Erkennen und unterstützen» von Agnes Leu, Hannah Wepf u.a.)
- Körperliche Schwierigkeiten (eingeschränkte Mobilität, Schmerzen, Beschwerden…)
- Psychische Schwierigkeiten (Trauer, Antriebslosigkeit, Depressionen, Sucht…)
- Kognitive Schwierigkeiten (Gedächtnis, Orientierung)
- Kinder oder Jugendliche haben oftmals keine andere Wahl, als zu helfen
- Manchmal beginnt die Hilfe mit wenig Erwartungen an sie und wird dann aber stets umfangreicher
- Alter und Religionszugehörigkeit spielen eine Rolle, wie weit von einem Young Carer Unterstützung erwartet wird
Wichtig
- Viele geschilderte Situationen durch Betroffene zeigen auf, dass Unterstützung sehr gewünscht wird
- Dabei wird jedoch deutlich, dass Young Carers bei der Form der Unterstützung mitreden möchten
- Wichtig ist der Aspekt, dass ihnen die Personen, welche sie betreuen, sehr wichtig sind
- Grosse Sorgen werden beschrieben, wenn sie als Betreuungspersonen einmal ausfallen, sei dies wegen einer Grippe oder auf Grund eines Schulanlasses oder Klassenlagers
- Auch der Haushalt und die Hausaufgaben werden regelmässig als belastend erwähnt
Konkret
- Folgende Unterstützungsmassnahmen können durch die Schule angeboten werden:
- Abklärung durch den SPD, damit der Unterstützungsbedarf geklärt ist
- Aufgabenhilfe ermöglichen
- Regelmässiger Kontakt zu der SSA oder anderen Fachpersonen, welche auch konkrete Unterstützungsangebote aufzeigen können:
- Notfallnummern kennen
- Gemeinsam Webseite der nationalen Netzwerke kennen lernen: www.young-carers.ch
- Familienbegleitung, Spitex, Nachbarshilfe… abklären
Hintergrundwissen
- Fachpersonen, welche Young Carers unterstützen, sollten sich ebenfalls Unterstützung holen
- Wichtig ist, dass eine Begleitung dieser Kinder und Jugendlichen sorgfältig und nachhaltig aufgegleist wird
- Die Kontaktaufnahme mit verschiedenen Beratungsstellen sind dabei sicher hilfreich
- Pro Juventute
- Dargebotene Hand
- mamatrinkt / papatrinkt (gleiche Webseite)
- Institut Kinderseele Schweiz - für Kinder psychisch erkrankter Eltern
- Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste (kjpp oder kjpd)
- Schweizerisches Rotes Kreuz
- Kriseninterventionszentren
Quelle: KRISENKOMPASS®-Schule