Emotionale Herausforderung
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt an Kindern bedeutet immer auch eine emotionale Herausforderung für die Fachpersonen: Allenfalls kennen sie Gefühle wie Ohnmacht «Das bringt sowieso nichts …», Ungeduld «Wieso redet das Kind nicht endlich …», Verunsicherung und Verwirrung «Einen Tag bin ich mir sicher, am anderen zweifle ich wieder daran, dass meine Vermutungen zutreffen könnten …», sie befürchten, etwas falsch zu machen, denken, sie müssten die Probleme alleine lösen. Sie möchten sofort etwas tun können, das Verhalten der Eltern oder auch des Kindes löst bei ihnen Ablehnung und Wut aus. Oftmals erleben Fachpersonen in der Begegnung mit gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen ihre persönlichen und professionellen Grenzen, zweifeln an ihren beruflichen Kompetenzen oder sehen die Belastungen und Grenzen als persönliches Versagen an. Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, Gefühle ernst zu nehmen und zu wissen, dass sie normal sind angesichts der oft sehr komplexen und leidvollen Lebensgeschichten.
Möglichkeiten
Lehrpersonen sind nicht nur Wissensvermittelnde, sondern immer auch wichtige Bezugs- oder Vertrauenspersonen und Vorbilder, die den Mädchen und Jungen mit Wertschätzung und Respekt begegnen und ihnen damit einen verantwortungsvollen Umgang mit sich selber, mit Konflikten und Grenzen vorleben können. Wichtig ist, dass sie für das Thema sensibilisiert sind, Problemsituationen, Risiken und Veränderungen früh erkennen, den Mädchen und Jungen eine vertrauensvolle Beziehung anbieten und bei Bedarf entsprechende Hilfe vermitteln.

Was Bezugspersonen von Kindern im Kontext der Schule tun können:
- Wesentlich ist, dass Sie sich in den oftmals sehr belastenden Situationen selber Sorge tragen und achtsam mit den eigenen Möglichkeiten und Gren- zen umgehen.
- Es ist nicht Aufgabe der Schule, Kindesschutzfälle selber zu lösen, sie kann bzw. muss jedoch im Rahmen der rechtlichen Bestimmungen ihre Verant- wortung wahrnehmen. Dazu gehört, sich selber Unterstützung zu holen und/ oder adäquate Unterstützung einzuleiten.
- Voraussetzung für das nachhaltige Gelingen von Unterstützungsprozessen ist eine ressourcenorientierte Haltung, eine sorgfältige Einschätzung der Gesamtsituation sowie überlegtes und koordiniertes Planen und Handeln.
- Wirkungsvoller Kindesschutz ist eine multidisziplinäre Aufgabe. Kollegiale Unterstützung im Team, die Zusammenarbeit mit Schulleitung, Schulsozial- arbeit und spezialisierten Fachstellen bilden dafür die Grundlage. Dies be- dingt immer wieder eine Klärung der eigenen Verantwortung und vor allem auch wertschätzende und tragende Beziehungs- und Kommunikations- strukturen innerhalb ihres Teams und des Hilfesystems.